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1. Geschichte des Mittelalters - S. 5

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 1. Land und Volk der Germanen. 5 Familienglieder. An das Wohnhaus schlossen sich Stall und Scheune an. In unterirdischen Räumen wurden die Vorräte ausbewahrt und durch Stroh und Baumzweige gegen die Strenge des Winters geschützt. Das Besitztum des Einzelnen nannte man Gehöft. Tugenden. Die alten Deutschen zeichneten sich durch Liebe zur Freiheit, durch Mut und Tapferkeit, Treue und Redlichkeit aus. Ein deutsches Ja galt nach Tacitus mehr als ein römischer Eid. Nicht minder rühmten die Römer die Reinheit ihrer Sitten und ihre unbegrenzteg äst freund sch aft. Sie hielten es für Unrecht, einem Fremden ein Obdach zu verweigern, und bewirteten jeden nach Vermögen. Besaß ein Hauseigentümer selbst nichts, was er seinem Gaste hätte vorsetzen können, so geleitete er den Fremden dahin, wo er mit gleicher Freundlichkeit, wie ein Bekannter des Hauses, gastlich ausgenommen wurde. Verließ der Gaftsreund das Haus, so gab man ihm mit, was er verlangte. Laster. Doch waren die alten Deutschen nicht frei von Fehlern. Mit Recht warf man ihnen Liebe zum Tr unke und zum Spiele vor. Sie hielten es für keine Schande, Tag und Nacht bei Trinkgelagen hinzubringen, wobei häufig Zank und Streit entstand und blutige Raufereien die derbsten Schmähreden unterdrückten. Man benutzte aber auch solche Gelage zur Aussöhnung oder beriet bei ihnen die wichtigsten Angelegenheiten der Familie und der Gemeinde, selbst Krieg und Frieden; doch wurde ein bindender Entschluß immer erst am folgenden Tag gefaßt. Ebenso leidenschaftlich wie dem Trunke waren sie dem Würfelspiel ergeben. Sie trieben es seltsamerweise nüchtern, wie ein ernstes Geschäft und wagten aus Gewinn und Verlust so tollkühn, daß sie, wenn alles verloren war, auf den letzten entscheidenden Wurf sogar Leben und Freiheit setzten. Mit bewunderungswürdiger Standhaftigkeit hielten sie ihr Wort auch in einer so verwerflichen Sache. Der Verlierende ging ohne Murren und Widerrede in die freiwillige Knechtschaft und ließ sich ruhig binden und verkaufen, auch wenn er jünger und stärker war als sein glücklicher Gegner. In der Regel verkaufte man solche Sklaven, welche man im Spiel gewonnen hatte, und entledigte sich mit ihnen zugleich der Schande des Gewinstes. Die Beschäftigungen der freien Germanen waren Krieg, Jagd und Fischfang. War der Krieg beendet, so trieben sie die Jagd, für welche die deutschen Wälder die reichste Beute darboten. Die Hörner der Auerochsen umgaben sie mit Silberreifchen und benutzten sie als Trinkgefäße. Diese Beschäftigungen allein hielten die

2. Geschichte des Mittelalters - S. 83

1888 - Wiesbaden : Kunze
15. Karl der Große. 83 orten. Karl war von hervorragender Größe. Seine Gestalt bot, er mochte sitzen ober stehen, eine höchst würdige, stattliche Erscheinung. Er hatte einen festen Gang, eine burchaus männliche Haltung, eine helle Stimme und ein freunbliches Gesicht. Seine Kleidung war einfach und von seiner Gemahlin und seinen Töchtern gefertigt. Gleiche Einfachheit schätzte er bei seiner Umgebung und spottete daher, wenn eiteln Höflingen auf der Jagd die aus benx Morgenlanbe stam-menben feibenen Gewänber § ersetzt würden. In Speise und Trank war er mäßig, Wildbret, am Spieße gebraten, war sein Lieblingsgericht. Währenb der Tafel hörte er gern Musik ober einen Vorleser; Wein trank er wenig. Reiten, Jagen und Schwimmen waren seine Vergnügungen. Durch seine einfache, regelmäßige Lebensweise würde feine an sich schon ungewöhnliche Körperkraft noch erhöht, und es war ihm ein leichtes, ein Hufeisen zu zerbrechen und einen geharnischten Mann wie ein Ktnb emporzuheben. Durch Umgang mit gelehrten Männern und Beschäftigung mit den Wissenschaften gelang es ihm, die Mängel seiner Jugenbbilbung zu beseitigen. Er sprach Deutsch, Latein, lernte Griechisch und trieb in späten Jahren noch Rechnen und Astronomie; aber die Kunst des Schreibens bereitete seiner an das Schwert gewöhnten Hand unüberrombliche Schwierigkeiten, obgleich er sich selbst in schlaflosen Nächten barin übte. Neben dem Unterricht mußten sich seine Söhne im Reiten, Jagen und in den Waffen üben, die Töchter mit Spinnrocken und Spinnen beschäftigen, bamit sie sich nicht an Müßiggang gewohnten. Beim Mahle und auf seinen Reifen mußten feine Kinder um ihn fein. Seine Töchter ließ er nicht heiraten, fonbern behielt sie alle bis zu seinem Tode bei sich, weil er ohne sie nicht leben konnte. Eine Sage berichtet freilich, Eginharb habe das Herz seiner Tochter Emma (§. 16, 5), die er in Musik unterrichtete, gewonnen, worauf Karl sie ihm vermählt habe. Karl hatte bret Söhne, Karl, Pippin und Ludwig, aber nur der jüngste und unkbeutenbste überlebte ihn. Als Karl 813 auf einer Jagb in einer Schwäche der Füße die Vorboten des nahen Tobes ahnte, rief er die Großen des Reiches nach Aachen und empfahl ihnen feinen Sohn Ludwig, den er aus Aquitanien berufen hatte, als Nachfolger. Er legte biefem die heiligen Pflichten eines Regenten ans Herz und ermahnte ihn, Gott zu fürchten und feine Gebote zu halten, feine Verwanbten zu lieben und feinem Volke mit einem tugenbhaften Lebensroanbel voranzugehen. Karls Tod. Im Januar 814 würde Karl in Aachen von einem heftigen Fieber befallen. Er wollte sich mit feinem gewöhn- 6*

3. Geschichte des Mittelalters - S. 308

1888 - Wiesbaden : Kunze
308 Vierte Periode des Mittelalters. sah auf eine so glänzende Hofhaltung, daß sie der ihres Gemahls nicht nachstand. Die Königin war eine kluge, sittenreine und gewandte Frau und wurde von ihrem Gemahl in hohen Ehren gehalten. Kein Fürst, kein Gesandter erhielt Zutritt, ohne daß die Königin zugegen war, welche mit vieler Leutseligkeit und Heiterkeit die Vorgestellten begrüßte und anredete; sie hieß die Mutter des Adels und der Armen. Seitdem erschienen Herren und Damen öfter bei Hofe und wurden zu allen Festlichkeiten geladen. Anna von Bretagne durfte an den Beratungen des geheimen Rates teilnehmen und mitstimmen; so wollte es Ludwig Xii. Auch anderen, ihm nahestehenden Frauen gestattete er dies Vorrecht, welches immer mehr benutzt und später vielfach mißbraucht wurde. Ganz eigentümlich war das Los der Frauen damals in Spanien und Portugal. Sie lebten in klösterlicher Einsamkeit und Zurückgezogenheit, durften mit keinem Manne reden und empfingen nur Besuche von ihren Freundinnen. Die Pracht in Kleidern und in Schmucksachen war übertrieben, die Etikette drückend. Der Mann kümmerte sich wenig um die Frau, und selbst bei Tische saß er allein. Die Frauen und Kinder speisten für sich und nahmen ihr einfaches Mahl ein, indem sie, wie die orientalische Sitte es gebietet, auf Teppichen oder Polstern ruhten. Vornehme Frauen erschienen selten außer dem Hause, und wenn es geschah, fuhren sie in wohlverschlossenen Kutschen mit so kleinen Scheiben, daß kein Auge von außen sie erspähen konnte. Im Hause brachten sie die Zeit in träger Ruhe hin. Andachtsübungen, Unterhaltungen mit den Dienerinnen und Gesellschafterinnen und allenfalls Handarbeiten mußten die Langeweile verscheuchen. Unter den Frauen, welche die Geschichtsbücher der letzten Periode des Mittelalters erwähnen, heben wir insbesondere folgende hervor: 4. Margareta Herlobig, welcher Schiller in seinem Wilhelm Tell, unter dem Namen Gertrud Stauffacher, ein unvergeßliches Denkmal gesetzt hat, war die Frau des Werner Stauffacher in Steinen. Ihre Klugheit und Entschlossenheit, ihre Liebe zu ihrem Manne und zu dem Vaterlande gaben ihr den wichtigen Rat ein, welchen uns die Chroniken in folgenden Worten mitteilen: „Du weißt", sagte sie zu Stauffacher, „daß mancher fromme Mann im Lande ob des Landvogts Tyrannei klagt; darum zweifle nicht, daß viele wackere Landleute in Uri und Unterwalden auch das Joch drückend empfinden. Deshalb wäre es gut und vonnöten, daß Euer etliche, welche einander vertrauen dürfen, heimlich zu Rat gingen

4. Geschichte des Mittelalters - S. 251

1888 - Wiesbaden : Kunze
38, 2. Friedrich Iii. 251 kürzeste von allen; zudem beschäftigte ihn sein Erbland Ungarn so sehr, daß er weder den Landfrieden im Reiche aufrecht erhalten, noch die Krönung an sich vollziehen lassen konnte. Auf einem Feldzuge gegen die Türken erkrankt, erlag er der Ruhr und starb schon 1439. 2. Friedrich Iii. 1440-1493. Auf die kürzeste aller Kaiserregierungen folgte die längste: Albrechts Vetter Friedrich Iii. wurde von den Kurfürsten in Frankfurt zum Kaiser gewählt. Eine unglücklichere Wahl hätte kaum getroffen werden können. Friedrich war zwar ein Mann voll guten Willens, aber ohne alle Thatkraft. Um Regierungsgeschäfte kümmerte er sich wenig, und es schien fast, als habe er die Krone nur angenommen , um seinen Lieblingsstudien Astrologie, Alchimie und Botanik nachhängen zu können. Im Staatsrate schlief er oft bei Beratung der wichtigsten Dinge ein; einmal entließ er den versammelten Landtag, um seine Blumen gegen den eintretenden Frost in Sicherheit zu bringen. Unentschlossenheit war seine größte Schwäche; dabei betrachtete er jede kräftig hervortretende Macht im Reiche mit Eifersucht und beugte sich doch wieder vor dem Papste. Die einzigen Pläne, die er verfolgte, waren auf die Vergrößerung der Macht des Hauses Habsburg gerichtet, von der er ohnehin schon eine so hohe Meinung hatte, daß er auf seine Bücher, Gefäße und Paläste die fünf Vokale a, e, 1, O, n setzen ließ und ihnen die Deutung gab: Alles Erdreich Ist Oestreich Unterthan. Und doch ist unter seiner Regierung die Macht des deutschen Kaisertums in den tiefsten Verfall geraten. Zunächst vereitelte Friedrich die Hoffnungen, welche das Konzil zu Basel für eine Verbesserung der Kirche erregt hatte. Es waren dort Gesetze gegen verschiedene Mißbräuche erlassen und der Papst durch einen Eid verpflichtet worden, die Baseler Beschlüsse anzuerkennen und für allgemeine Konzilien zu sorgen, welche in Kirchensachen über dem Papste ständen. Diese Beschlüsse hatte auch Albrecht H. gut geheißen, allein Friedrich Iii. ließ sich durch seinen schlauen Geheimschreiber, den Italiener Äneas Sylvius (nachmaligen Papst Pius Ii.) täuschen, er widerrief alle diese Verordnungen und sah ruhig zu, als der Papst das Konzil zu Basel aufhob. Zum Lohne hierfür krönte ihn 1452 der Papst, und er war der letzte in Rom gekrönte deutsche Kaiser. Um die schweizer Besitzungen wieder zu gewinnen, die

5. Geschichte des Mittelalters - S. 291

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 41. Mittelalterliche Einrichtungen und Zustände. 291 bild der Stadt umzog ein Landgraben oder eine Landwehr, die Zugänge dazu waren mit Warten besetzt, auf welchen die Wächter nach den Hauptlandstraßen lugten, um durch festgestellte Zeichen jede Gefahr oder das Herannahen reisender Meßleute an-zukünden, damit man sich in der Stadt wahre oder den Kaufleuten ein bewaffnetes Geleit entgegensende. Im Innern der Stadt sah man enge, krumme Straßen, welche zuweilen ohne Ausgang waren. Die Wohnungen der Bürger waren äußerst einfach aus Holz und Lehm, Stroh und Rohr aufgeführt und bestanden aus mehreren Stockwerken, welche je höher je weiter in die Gasse hereinragten und Licht und Lust den Straßen benahmen. Diese Bauart begünstigte die Feuersbrünste, welche die Städte zuweilen furchtbar heimsuchten und eine neue Bauordnung bedingten. Während aber die Wohnungen der Bürger nach innen und außen den Eindruck der größten Einfachheit machten, fielen die öffentlichen Gebäude ins Auge, insbesondere das Rathaus mit feinem Turme, in welchem die Uhr und das Ratsglöcklein sich befand, die Kirchen, Kaufhallen und Zunfthäuser. Auch diese waren anfangs von Holz gebaut und hatten Fenster aus Tuch, welche erst später mit gläsernen vertauscht wurden. Rauchfänge und Schornsteine kannte man anfangs nicht; durch offen gelassene Lücken mußte der Rauch sich einen Ausweg suchen. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts kommt es schon häufig vor, „daß die Gebäude aus gevierten Steinen aufgeführt und von ansehnlicher Höhe find. Die Zimmer sind mit Holz getäfelt; man trifft Sommer- und Winterzimmer, Säle und Säulengänge. Die Straßen sind schön, nicht breit, aber mit Backsteinen glatt gepflastert." Paris soll schon um 1185 das erste Beispiel der Straßenpflasterung gegeben haben. Unter den deutschen Städten galten Nürnberg, Augsburg, Köln und Wien für schöner als Paris. Privatleben der Bürger. Die Hausgeräte der Zeit waren einfach und roh gearbeitet. Beim Mittagsmahle aßen Mann und Frau aus einer Schüssel; ein oder zwei Becher reichten für eine Familie aus. Messer und Gabel waren noch wenig in Gebrauch, man bediente sich des Löffels oder bei trockener Speise der Hand. Zu Mittag aß man um 11 Uhr, zu Abend um 6 Uhr; gewöhnlich trank man nur Bier und Obstwein. Diese Einfachheit in der häuslichen Lebensweise schwand bei festlichen Anlässen und machte einer großen Üppigkeit Platz. Insbesondere waren es die Hoch-Zeiten, an welchen ein so bedenklicher Aufwand in Speise und 19*

6. Geschichte des Mittelalters - S. 4

1888 - Wiesbaden : Kunze
4 Aus der deutschen Vorzeit. an der Mündung der Oder und auf Rügen, die Burgunder von der Oder bis zur Weichsel, die Goten oder Gotonen um die Weichselmündungen. Vom Thüringer Wald bis zur Donau wohnten die Hermunduren, im heutigen Schlesien die Vandalen, in Böhmen die Markomannen, östlich bis zu den Karpathen die Du adert. Gestalt und Lebensweise. Die alten Deutschen waren hochgewachsene, kräftige Gestalten mit feurigen, blauen Augen, blondem, lang herabwallendem Haupthaar, breiten und starken Schultern. Sie schätzten die Unabhängigkeit des unfreundlichen Landes über alles hoch, waren mutig und unermüdlich im Kampfe und auf der Jagd. Zu regelmäßiger Arbeit waren sie nicht geneigt. Durst und Hitze konnten sie nicht ertragen; an Kälte und Hunger hatte das rauhe Klima des ungastlichen Bodens sie von Jugend auf gewöhnt. Ihre Kleidung bestand vorzugsweise aus Tierfellen. Alle hatten einen Mantel zur Bedeckung, welcher mit einer Spange oder einem Dorn zusammengehalten wurde. Die Reichen trugen eng anschließende Kleider aus Leinen oder Wolle und Felle wilder Tiere, welche sie mit seltenem Pelzwerk verbrämten. Männer und Frauen hatten häufig die gleiche Kleidung, außer daß die Frauen öfter leinene Umwürfe trugen, welche mit Purpur besetzt waren und keine Ärmel hatten. Speise und Trank waren sehr einfach. Wildes Obst, frisches Wild, Haferbrei, Brot und geronnene Milch stillten in der Regel ohne weitere Leckerbissen den Hunger; ihr gewöhnlicher Trank war ein Saft, der aus Gerste (Bier) oder aus Honig (Met) bereitet war. Die Stämme, welche an den Ufern der Flüsse oder am Meere wohnten, erhandelten auch Wein. Wohnung. Aus der Vorliebe der Germanen zum freien, unftäten Umherziehen erklärt sich ihre Abneigung gegen die Städte. Sie verglichen dieselben mit Gefängnissen und bauten sich deshalb lieber einzeln und abgesondert da an, wo eine Quelle, ein Bach, ein Feld oder Hain ihnen gefiel. Die Hütte stand häufig in der Mitte der Mark, welche zu derselben gehörte und mit einem Zaun eingehegt war. Zum Bauen bedienten sich die alten Deutschen weder der Bruchsteine, noch der Ziegel. Zhr ganzes Baumaterial war unförmlich und ungefällig. Den Hauptraum des Hauses nahm eine Halle ein, an dessen Hinterem Ende sich der Herd befand, wo das Feuer selten erlosch. In Ermanglung eines Schornsteins mußte der Rauch seinen Ausweg durch die Thür oder durch Dachluken nehmen. Der Herd bildete den Sammelpunkt für die Familie. Hier befand sich der Sitz des Hausherrn, Tisch und Bänke für die

7. Geschichte des Mittelalters - S. 6

1888 - Wiesbaden : Kunze
6 Aus der deutschen Vorzeit. alten Germanen für ehrenvoll, und darin wurden auch die Knaben von Jugend auf geübt. Es gab für die Jünglinge kein größeres Fest, als wenn sie zuerst mit dem Vater die reißenden Tiere des Waldes erjagen oder das heiße Getümmel der Schlacht an seiner Seite kennen lernen durften. Der Sohn lernte vom Vater den Gebrauch der Waffen hochachten und die Beschäftigung des Friedens geringschätzen. Darum blieben auch die Männer, wenn Krieg und Jagd ruhten, müßig und stöhnten ihrer Eß- und Trinklust oder schliefen, indem sie die Bebauung des Ackers und die Hut der Herden den Knechten und Sklaven, die Sorge für Haus und Hof den Frauen überließen. Sie hielten es für unwürdig, den Acker zu bauen und durch Schweiß und Arbeit den Lebensunterhalt zu erwerben, wenn man ihn auf anderem Wege, durch Kamps und Blut, gewinnen könne Daher standen Ackerbau und Viehzucht aus niedriger Stufe; der Handel war auf den Eintausch fremder Gegenstände, wie Waffen, Schmucksachen, Metalle, Wein gegen Tierfelle, Vieh, Bernstein u. a. beschränkt. Gewerbe wurden nicht getrieben, und Handwerker kannte man nicht: Hausgeräte und Kleidung stellten die Hausgenossen selbst her. Waffen. Die freien Germanen trugen als äußeres Abzeichen ihrer Freiheit stets den Schmuck der Waffen; die Knechte wurden dieser Auszeichnung nicht für würdig erachtet. Die Waffen waren in der ältestenßeit aus Stein, später aus Metall. Die Hauptwaffen waren: der Speer, mit kurzer Eisenspitze zu Stoß und Wurf, der aus Holz gefertigte und mit einer Tierhaut überzogene Schild, zum Schutze gegen Wurf und Hieb, sowie ein langes, gerades Schwert; dazu kamen Bogen und Pfeile. Einzelne Völkerschaften trugen Streitäxte. Helm und Panzer wurden nur von wenigen getragen; das Haupt war entweder frei, oder es war mit der Schädelhaut eines Stieres bedeckt, welcher man Ohren und Hörner belassen hatte. Tierbilder nahmen die Stelle der Fahnen ein. Die germanischen Frauen standen allenthalben in hohen Ehren. Man glaubte, es wohne ihnen etwas Heiliges inne, und sie könnten mit prophetischem Blicke die Zukunft enthüllen. Die Ehre und Unschuld der Frauen war den Männern stets heilig; niemand lächelte über das Laster. Die Ehe wurde von dem Manne selten vor dem 30., von der Jungfrau selten vor dem 20. Lebensjahre eingegangen. Die Tochter erhielt keine Mitgift; der Bräutigam mußte vielmehr die Braut den Eltern förmlich abkaufen und ihr auch ein aufgezäumtes Roß, einen Schild und einen Speer schenken. Diese Gabe hatte bei den

8. Geschichte des Mittelalters - S. 7

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 1. Land und Volk der Germanen. 7 Germanen eine tiefe Bedeutung und erinnerte die Frau an ihre Pflicht, daß sie im Krieg und Frieden, im Glück und Unglück die treue Gefährtin des Mannes bleiben und mit ihm leben und sterben müsse. Sie empfing an ihrem Ehrentage, was sie unversehrt und würdig ihren Kindern übergeben, und was ihre Schwiegertochter einst wieder empfangen sollte, um es den Enkeln zu überliefern. Im Haufe war die Frau die über das gesamte Hauswesen gebietende Herrin; ihr gehorchten Knechte und Mägde, ihr lag die Bestellung des Feldes, die Bereitung der Speisen, die Anfertigung der Kleider und die Pflege der Kranken ob. Insbesondere war der Hausmutter die Pflege und Erziehung der Kinder anvertraut, da man diese den Ammen und Mägden nicht überlassen wollte. Die ganze Erziehung war auf Abhärtung berechnet; der Freigeborne und der Sklavenfohn wurden gleich gehalten. Erst später trennte sich im Leben der Freie von dem Sklaven. Unter den Spielen der Jugend war besonders der Waffen tanz beliebt, bei welchem sich die Jünglinge tanzend zwischen Lanzen und Schwertern einherbewegten. Der Lohn bei diesem gefährlichen Spiel war die Freude und Lust der Zuschauer. Hatte der Jüngling unter diesen und ähnlichen Übungen das bestimmte Alter erreicht und sich körperlich entwickelt und ausgebildet, so wurden ihm in feierlicher Versammlung die Zeichen des freien Mannes, Schild und Speer, überreicht; dies nannte man die Schwertleite. Nun trat er in die Reihen des Heeres ein und durfte fortan als wehrhafter, freier Mann an allen öffentlichen Verhandlungen teilnehmen und einen eignen Herd gründen. Nach dem Tode des Vaters erbten die Söhne das väterliche Gut; die Töchter hatten keinen Anteil an demselben (§. 16, 2). Gemeinde- und Staatseinrichtungen. Bei den germanischen Völkerschaften unterschied man Freie und Unfreie. Unter den Freien ragten die Edel in ge durch großen Besitz und Ansehen hervor, ohne jedoch einen mit Vorrechten versehenen Stand zu bilden. Die Unfreien waren rechtlos und standen unter dem Schutze eines Freien. Sie zerfielen in Hörige (Liten d. h. Leute) oder Halbfreie, die kein freies Besitztum, sondern Haus und Hof in Erbpacht hatten, wofür sie dem Grundherrn zu einer jährlichen Abgabe verpflichtet waren, und Sklaven, wozu meist Kriegsgefangene und deren Nachkommen gehörten, welche zur Feldarbeit verwandt wurden. Die Hörigen waren wie die Freien zum Kriegsdienst verpflichtet, die Sklaven dagegen davon ausgeschlossen. Das Gut des Freien hieß Allod, das Pachtgut des Hörigen Feod.

9. Geschichte des Mittelalters - S. 84

1888 - Wiesbaden : Kunze
84 Erste Periode des Mittelalters. lichen Heilmittel, mit Fasten, helfen, allein sein Körper ging der Auflösung entgegen. Am siebenten Tage seiner Krankheit empfing er das heilige Abendmahl, und am folgenden Morgen (28. Januar 814) verschied er. Mit sterbender Hand machte er über Stirn und Brust das Zeichen des Kreuzes, faltete die Hände und sprach leise mit geschlossenen Augen: „Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist." Sein Leichnam wurde in vollem Kaiserschmuck und auf goldenem Throne in der von ihm erbauten Münsterkirche zu Aachen beigesetzt, worauf die Gruft zugemauert und versiegelt wurde. Eine Marmorplatte mit der Aufschrift Carolus Magnus bezeichnet jetzt noch seine Grabstätte. Seine Thaten lebten fort, und sein Name erklang in Lied und Sage durch die Jahrhunderte. §. 16. Die Jxauen in tfem eisten $eifa6|'tfiniff ([es Jutfetattei’s. 1. In der ersten Periode des Mittelalters mußte durch die Einfälle barbarischer Völker die Kultur des Abendlandes mit dem Untergange des weströmischen Reiches finken, und der kriegerische Geist jener Zeit, der Begründung neuer Staaten allerdings förderlich, wirkte auf Wohlstand und Bildung höchst nachteilig ein. Dies gilt namentlich für das westliche Europa, wo in Italien, Spanien, Gallien und Britannien neue germanische Reiche entstanden. Die Verhältnis im Orient, wo das griechische Reich sich noch hielt, mußten anders fein, weil dahin die alte Sitte und Bildung sich geflüchtet hatte. Die politischen Verhältnisse des Abendlandes wirkten auch auf die Lage der dortigen Frauen ein. Höhere Bildung dürfen wir bei den Frauen jenes Zeitalters nicht suchen. Sie waren fast ausschließlich auf das Familienleben beschränkt und nahmen an dem Leben und den Kriegsthaten der kampflustigen Männer in der Regel wenig Anteil, obwohl wir auch unter den Frauen einzelne Beispiele von großer Streitsucht, Rachgier und Mordlust treffen. Die Frauen der germanischen Völker beschäftigten sich von jeher vorzugsweise mit dem, was von deutschen Frauen immer mit musterhafter Ausdauer, großer Einsicht und unermüdlichem Fleiße gehandhabt wurde, mit der Leitung und Besorgung des Hauswesens, mit der Anfertigung und Unterhaltung der Kleidungsstücke, mit Weben, Sticken und Nähen, mit der Erziehung der Kinder, mit der Pflege und Wartung der Kranken und Gebrechlichen. Viel trug auch das an Gemüt reiche und für-frommen Sinn empfängliche Geschlecht der Frauen im Abendlande zur Ausbreitung der christlichen Religion bei.

10. Geschichte des Mittelalters - S. 91

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 16. Die Frauen. 91 binden und blenden, sodaß der Unglückliche starb. Doch vergeblich vergeudete Irene jetzt ihre Schätze, um die Gunst des Volkes sich zu bewahren, vergeblich suchte sie eine Verbindung mit Karl dem Großen — die Rache nahte. Sie wurde des Thrones für verlustig erklärt, nach der Insel Lesbos gebracht und daselbst scharf bewacht, bis sie den Qualen ihres bösen Gewissens und den früher nie gekannten Entbehrungen im 51. Jahre ihres Lebens erlag. 8. Seitdem Mohammed (§. 12) seine Lehre im Orient verkündet hatte, war dort das Los der Frauen gesetzlich festgestellt, freilich in einer Weise, welche mit dem Herkommen bei den Orientalen übereinstimmte. Das Religionsbuch der Moslemin, der Koran, spricht ohne alle Achtung von den Frauen, gleich als ob sie der eigentlichen Menschenrechte entbehrten. Viele Moslemin bezweifeln, ob die Frauen Seelen haben, und ob sie an den Freuden des Paradieses teilnehmen dürfen. Die mohammedanischen Frauen dürfen sich in Gegenwart des Mannes nicht setzen, noch weniger essen; sie bewohnen einen abgeschlossenen Teil des Hauses, welcher nach dem Garten geht und mit hohen Mauern eingeschlossen ist. Sie dürfen sich ohne Schleier nie zeigen, ohne zahlreiche Begleitung nicht ausgehen, außer in das Bad, zu einer Feierlichkeit oder zu einer Freundin. Dabei führen sie ein langweiliges, einförmiges Leben. Geistige Beschäftigung kennen sie nicht; die Geschäfte der Haushaltung besorgen Sklavinnen. Sie kennen kein höheres Streben; Putz und Genuß ist alles, was sie wünschen. Darum fehlt ihnen auch Feinheit der Sitte, Anmut in der Unterredung und geistige Durchbildung. Dagegen trifft man Weichlichkeit, Trägheit, Geldgier, Herrschsucht, Neid, Eifersucht und eine Menge anderer widerlicher Eigenschaften, welche durch Schönheit und Gestalt niemals ausgewogen werden können. Ihr ganzes Leben lang bleiben sie Kinder am Verstände und werden darum auch vor dem Gesetze als Kinder betrachtet, welche keinen eignen Willen haben. Väter, Brüder oder männliche Verwandten sind die Gebieter der Mädchen. Bei der Verheiratung übernimmt der Mann dies Amt und zwar der Mann, welchen sie vor der Vermählung nie gesehen haben, und der durch die Ehe das Recht erhält, sie nach Belieben zu geißeln, einzukerkern, zu verstoßen oder wieder aufzunehmen. Nur in solchen Fällen, wo bei hoher Abkunft oder großem Vermögen die Braut sich einen besonderen Heiratsvertrag ausbedungen hat, sind die Rechte des Mannes beschränkt, und die Frau sieht sich nicht ganz seiner Willkür preisgegeben. Etwas günstiger gestaltete sich allerdings die Lage der Frauen
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